Der Begriff Quiet Quitting ist Euch bestimmt in den letzten Monaten schon über den Weg gelaufen. Hier erklären wir Euch, was das ist, woran Ihr es erkennt und was Ihr dagegen tun könnt.
Der Begriff Quiet Quitting geht auf ein TikTok-Video des Amerikaners Zaid Khan zurück, das im Sommer 2022 viral ging. Über Quiet Quitting sagt er „You’re still performing your duties, but you’re no longer subscribing to the hustle-culture mentality that work has to be your life.” Pflichten erfüllen: ja. Arbeit als Lebensinhalt: nein. Seitdem ist Quiet Quitting zu einem Trending Topic geworden. Und vor allem im amerikanischen Raum mittlerweile auch zu einem echten Problem: Das Meinungsforschungsinstitut Gallup veröffentlichte kürzlich, dass rund 50 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmenden Quiet Quitter seien (Quelle: Gallup, 2022). Wow.
Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten des Quiet Quittings unterscheiden. Es gibt die Art, bei der Mitarbeitende ihren Job machen, all ihre Aufgaben erfüllen, aber nicht die sogenannte Extrameile gehen. Diese Quiet Quitter achten auf sich und ihre mentale Gesundheit und wirken sich damit per se nicht negativ auf das Unternehmen aus. Es sind also quasi nicht wirklich Quiet Quitter. Halt so halbe, positive.
Zu einem Problem werden Quiet Quitter erst, wenn sie gedanklich komplett mit ihrem Job abgeschlossen haben und ihre Zeit auf der Arbeit nur absitzen, bis sie damit auffliegen. Im Deutschen wird das Phänomen als innere Kündigung oder Dienst nach Vorschrift bezeichnet. Ersteres ist jedoch irreführend, denn nicht alle Quiet Quitter haben etwas gegen ihren Job. Sie wollen eben nur nicht mehr, als das Nötigste leisten.
Warum ist das Konzept gerade jetzt so populär? Überstunden gehören für viele zu einer normalen Arbeitswoche dazu. Laut Statistischem Bundesamt haben 2021 zwölf Prozent der Arbeitnehmenden wöchentlich Überstunden geleistet. Mehr als ein Viertel von ihnen (29%) gab an, mindestens 15 Stunden Mehrarbeit pro Woche zu leisten. Mit der Verbreitung von Werten wie Work-Life-Balance und dem Bedürfnis nach Wertschätzung wollen einige diese Mehrarbeit nicht mehr leisten. Dies zeigt auch unsere Karrierestudie unter mehr als 6.000 Studierenden: Vor allem Lehramtsstudierende und Geisteswissenschaftler:innen sind kaum bereit dazu, Überstunden zu leisten.
Grundsätzlich klingen Work-Life-Balance und Wertschätzung nach einer guten Sache. Anerkennung und Ausgleich für unsere Arbeit wollen wir schließlich alle. Unterm Strich kann man also sagen, dass Quiet Quitting nicht mehr der Mentalität der Hustle Culture folgt. Allerdings: Die Bereitschaft, Zusätzliches zu leisten und ein gesundes Verhältnis von Arbeit und Freizeit müssen sich nicht ausschließen. Quiet Quitting ist also nicht einfach das Ergebnis einer neuen Arbeitskultur, sondern zeigt vielmehr, dass bei Euch im Unternehmen die Dinge nicht ganz so rund laufen und Eure Mitarbeitenden unzufrieden sind. Ihr solltet Euch also fragen, was der Grund für das Quiet Quitting ist und wie Ihr die Ursachen bekämpfen könnt.
Die Gründe dafür, sein Engagement auf der Arbeit zurückzunehmen, sind vielfältig. Hier findet Ihr eine Liste häufiger Faktoren:
Arbeit sollte sinnstiftend sein und die Werte des Arbeitgebers sollten mit den eigenen übereinstimmen. Das denken vor allem die Gen Z und auch viele Millenials. Aber auch bei Arbeitnehmenden anderer Generationen kann es passieren, dass sie sich nicht mehr mit der Vision ihres Unternehmens identifizieren können, sodass sie ihr Engagement auf der Arbeit zurücknehmen.
Wird der zusätzliche Einsatz von Mitarbeitenden auf Dauer nicht honoriert oder werden keine Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten, kann sich eine allgemeine Unzufriedenheit einschleichen, die letztendlich in einer inneren Kündigung münden kann.
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Home-Office wurde für viele zur Normalität und hat dazu veranlasst, die eigene Work-Life-Balance neu zu beurteilen. Pendeln und Überstunden? Nope. Das Mindset, sich kontinuierlich selbst zu optimieren, viel zu arbeiten, um viel kaufen zu können, ist nicht mehr en vogue.
Ein Blick in die Statistiken zu Burnout-Erkrankungen zeigt: Im Jahr 2021 gab es unter den gesetzlich versicherten Beschäftigten rund 194.000 Personen mit einer Burnout-Diagnose mit zusammen 4,8 Millionen Krankheitstagen (Quelle: AOK 2023). Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Quiet Quitting kann für manche also auch ein Ausweg aus dem Burnout sein.
Schließlich kann auch ein Ungleichgewicht zwischen Gehaltsentwicklung und Inflation dazu führen, dass Mitarbeitende beschließen, nur noch das Nötigste zu leisten, da zusätzliche Arbeit ihrer Ansicht nach nicht angemessen entlohnt wird.
(No worries, Eure Mitarbeitenden achten auf ihre mentale Gesundheit)
(Achtung, dies könnten Anzeichen dafür sein, dass Quiet Quitting ein kritisches Ausmaß annimmt)
Entscheidend ist, dass Ihr die Ursachen des Problems bekämpft. Dafür seid jedoch nicht nur Ihr verantwortlich, sondern auch Eure Team Leads. Schult sie ausreichend zum Thema Quiet Quitting und geht mit ihnen diese sechs Maßnahmen durch.
Schafft gute Beziehungen innerhalb des Teams. Regelmäßige Check-Ins, Mittagessen und Teamevents können für ein allgemeineres Wohlbefinden im Unternehmen führen. Auf einmal kann alles mehr Spaß machen.
Unterstützt Eure Mitarbeitenden dabei, einen Sinn in ihrer Arbeit zu finden. Fragt nach, welche Projekte ihnen wichtig sind und steht ihnen motivierend zur Seite. Das hilft allen.
Hinterfragt regelmäßig Eure Vision und Mission sowie die Werte Eures Unternehmens und fördert Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity. Sprecht auch mit Euren Teammitgliedern darüber, was für sie förderlich für die Identifikation mit dem Unternehmen ist.
Macht hybride Arbeitszeitmodelle möglich. Eine 100-prozentige Rückkehr ins Office kann zu Unzufriedenheit führen. Und in vielen Fällen ist die komplette Rückkehr einfach unnötig
Setzt Euch mit dem Thema mentale Gesundheit auseinander und fördert die Work-Life-Balance Eurer Mitarbeitenden. Ihr könnt Euch bspw. Expert:innen für Burnout-Prävention ins Unternehmen holen oder einen freien Mental-Health-Day einführen. Außerdem solltet Ihr selbst mit gutem Beispiel vorangehen: Schreibt also keine Mails nach der Arbeitszeit und seid im Urlaub nicht online.
Führt regelmäßige One-on-One-Meetings durch und checkt, ob Eure gegenseitigen Erwartungen übereinstimmen. Hier gibt es auch genug Raum, um Anerkennung zu zeigen.
Auf gehts: Strategien entwickeln und die Ursachen der Probleme bekämpfen. Je schneller Ihr Lösungen findet, desto besser. Denn gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könnt Ihr Euren Wettbewerbern gegenüber voraus sein, wenn Ihr auf die Bedürfnisse Eurer Mitarbeitenden eingeht.
Fangt doch am besten hier damit an, Euch mit dem Thema mentale Gesundheit zu beschäftigen. Denn wenn Ihr Euch aktiv dafür einsetzt, können die Motivation und die Produktivität Eurer Mitarbeitenden gesteigert werden.
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